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Alija Ibrahimpasic

Portrait Alija Ibrahimpasic

Nachdem ich diese ersten Maßnahmen getroffen hatte, schaute ich mich um und sah, dass sich der Schuh meines Kollegen auf der Seite des kleinen Pfades befand und seine Fußteilchen überall auf dem Gras verstreut lagen. Das ist kaum vorstellbar, aber sie bewegten sich noch ein wenig, als ob sie lebendig wären. Es hat mich wirklich schockiert und mir ging es noch schlechter. Meiner nächster Gedanke war dann, dass ich meinem verletzten Kollegen helfen musste.

Da er bei Bewusstsein war, bat ich ihn, selbst zu versuchen, zum Hauptweg zu kriechen. Es wäre für mich sehr gefährlich gewesen, ihn innerhalb des verminten Areals zu tragen. Wir hätten beide auf eine weitere Mine treten können, denn keiner von uns wusste, ob sich noch andere Minen dort befanden, und vor allem, wo. Er kroch etwa 20 Meter weit, bis zum Straßenrand zurück. Ich ging ihm nach, und wir setzten uns ins Auto. Per Autotelefon rief ich im Büro unserer Organisation an und erzählte, was passiert war. Gleichzeitig bat ich darum, per Notruf einen Krankenwagen zu alarmieren und in unsere Richtung zu schicken. Da wir uns auf einer unwegsamen Anhöhe befanden, fuhr ich so schnell ich konnte mit dem Auto zu einer Stelle, wo der Krankenwagen eintreffen sollte.

Ich versuchte die ganze Zeit über, mit meinem Freund zu reden. Denn wäre er ohnmächtig geworden, hätte er ins Koma fallen können. Das musste ich unbedingt verhindern.

Als wir die vereinbarte Stelle erreicht hatten, war der Notarzt noch nicht angekommen - sofort war mir klar, dass er sich verfahren haben musste. Also ließ ich dem Krankenhaus über unser Büro mitteilen, dass alles für eine Operation vorbereitet werden sollte, und fuhr meinen Kollegen selbst direkt dorthin.

Man amputierte ihm das rechte Bein bis unters Knie. Auch mich hat man im Krankenhaus versorgt, weil ich leichtere Verletzungen auf der Stirn hatte und man eine mögliche Blutvergiftung verhindern wollte. Am nächsten Tag ging ich mit einigen Fachleuten bis zu der Stelle, wo sich der Unfall ereignet hatte, damit sie später einen Bericht darüber verfassen konnten.

Mir wurde erst zu dem Zeitpunkt klar, dass ich unter Schock gestanden hatte: Ich hatte die Minenräumer instruiert, die besagte Stelle und die Strecke dorthin in einem Winkel von 90 Grad zum Hauptweg von Minen zu säubern, der Unfall hatte sich jedoch in einem Winkel von 45 Grad ereignet. Erst als die Minenräumer über etwa 20 Meter in die falsche Richtung gegangen waren, erkannte ich, dass ich mich getäuscht hatte. Man hatte Verständnis für meinen Irrtum. Die Minenräumer gingen zurück auf die eigentliche Strecke und untersuchten sie auf weitere Minen.

Zeichnung von Alija Ibrahimpasic