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Dejan Babalj

Portrait Dejan Babalj

Es war die Zeit unmittelbar nach dem Krieg. Ich hatte so gut wie nichts zum Anziehen, wir hatten ja schon kaum genug Geld für Essen. Ich hatte ältere Schuhe an, alte, schon kaputte Nikes. Und ich trug eine wirklich schäbige, ziemlich löchrige grüne Jeans. Ich weiß nicht, was ich damals für ein Hemd anhatte.

Ich habe dieses Bild von meinen Schuhen und meiner Jeans vor Augen, denn als ich auf diese Mine trat … riss mein Bein raus. Der Ziegel war rot. Als ich auf diesen Ziegel trat und die Mine den Ziegel ebenfalls zerstörte. Der ganze Ziegel war kaputt. Da war die kaputte Jeans auf meinem rechten Bein und ich hab das Bild in meinem Kopf. Immer noch. Es ist ein tief sitzendes Bild. Ich werde es nie in meinem Leben vergessen. Ganz bestimmt nicht.

Als ich auf die Mine getreten war, rannten meine Freunde herum. Sie dachten, dass jemand auf uns schießt. Sie versteckten sich. Und ich rief ihnen zu: "Kommt zurück! Kommt zurück! Ihr müsst mir helfen!"

Danach lief ein Freund fort, um Hilfe zu holen. Jemanden, der zum Krankenhaus fuhr. Und der andere suchte nach einem Draht und band mein Bein damit ab. Ich lag auf dem Beton. Auf meinem Rücken. Und mein Freund hielt mein Bein so hoch wie möglich. Um die Blutung zu stoppen. In diesem Moment wurde mir klar, was passiert war. Und … ich packte mich an den Haaren und schlug meinen Kopf auf den Beton: "Oh! Weißt du, was du mit deinem Leben gemacht hast? Es ist vorbei! Nichts mehr, für das es sich zu leben lohnt! Ab jetzt wirst du im Rollstuhl sitzen!" So ein Zeug halt. Mein Freund beruhigte mich. In dem Moment kam das Auto und sie legten mich auf die Rückbank. Die Straße zum Krankenhaus war in wirklich sehr, sehr schlechtem Zustand. Ich merkte jedes Loch auf dieser Straße. Ich spürte den vorderen Teil meines Fußes, der war nur noch durch ein bisschen Haut mit dem Rest verbunden. Und bei jedem Loch spürte ich, wie die Haut riss. Das war ein so schlimmer Schmerz.

Im Krankenhaus hatten sie in dieser Zeit keine Medikamente zur Beruhigung. Der Doktor kam zu spät. Ich rief um Hilfe. Dass man mir etwas Wasser geben möge. Natürlich geben sie dir vor einer Operation kein Wasser. Und dann wachte ich wieder auf und lag im OP-Raum. Sie schnitten mir meine Kleider vom Leib. Ich verlor Blut. Und der Doktor sagte: "Also gut. Alles wird gut." Und ich fragte ihn … weil ich meine Zehen ja immer noch sah, irgendwie mit der Haut verbunden: "Können Sie meinen Fuß retten?" Und er sagte: "Beruhige dich. Alles wird gut."

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Mine PMA-2