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Alija Ibrahimpasic

Portrait Alija Ibrahimpasic

Wir gingen also dorthin, geführt von jenem Mann. Er lief etwa 20 Meter vor uns. Er ging durch das verdächtige Gebiet hindurch, ohne dass etwas passierte. Mein Kollege und ich waren jedoch ein wenig hinter ihm geblieben. Ich ging voran, mein Kollege gut einen Meter hinter mir. Wir gingen über einen schmalen Weg, eigentlich ein ausgetrocknetes Flussbett. Ich selbst hielt mich auf der Mitte des Weges, weil ich wusste, dass die Minen immer am Rand eines Weges platziert werden.

Über den Pfad ragte ein Ast, den ich anhob und meinem Kollegen weiterreichte, damit er ihm nicht entgegenschnellte. In dem Moment, als ich ihm den Ast reichen wollte, trat er vielleicht 10 Zentimeter zur Seite, an den Wegrand, und dabei auf eine Mine, die in derselben Sekunde explodierte.

Die Detonation war sehr laut. Ich ging zuerst in die Knie, weil ich noch eine Explosion erwartet hatte. Als sich aber keine weitere ereignete, drehte ich mich um und sah, dass meinem Freund der rechte Fuß fehlte.

Im Bruchteil einer Sekunde schossen mir die Gedanken durch den Kopf, wie ich mich wohl fühlen würde, wenn ich einen Fuß verlieren würde. Mir war bewusst, dass er nun nur mehr zu 50 Prozent dessen fähig sein würde, zu dem er vorher in der Lage war. Ich versuchte mich in seine Lage zu versetzen. Und mir ist nichts so viel wert, wie mit Bekannten Fußball zu spielen, obwohl ich über 50 Jahre alt bin.

Ich eilte ihm zu Hilfe. Gleichzeitig aber war ich in Panik, dass mir ebenfalls etwas zustoßen könnte. Denn dann würde man uns vielleicht nicht rechtzeitig finden und Hilfe holen können. Ich erinnerte mich an den Erste-Hilfe-Kurs aus meiner Schulzeit. Außerdem hatte ich natürlich Erfahrung durch meine Arbeit für diese Organisation. Also zog ich meine Schnürsenkel aus den Ösen der Schuhe heraus und band ihm damit das Bein direkt oberhalb des verletzten Fußes ab, um so die Blutung zu stoppen.

Zeichnung von Alija Ibrahimpasic