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Bernardo Kalenga

Portrait Bernardo Kalenga

Vor nicht einmal zwei Wochen, am Samstag, dem 10. November, trat ich auf eine Landmine.

Ich hatte Holz gesammelt. Äste und kleine Stämme. Ich muss mein Haus reparieren. Das ist während der letzten Regenzeit eingestürzt und wir wohnen seitdem in einer Hütte. Aber die ist viel zu klein für die ganze Familie. Das meiste von dem abgesägten und gebündelten Holz hatte ich schon nach Hause gebracht. Um drei Uhr nachmittags ging ich nochmals an die Stelle, an der ich das restliche Holz zurückgelassen hatte. Ich wollte die letzten zwei Holzbündel holen. Ich lief über den Pfad und wollte nur kurz in die Büsche zum Pinkeln. Also verließ ich kurz den Pfad und verschwand hinter einem der Büsche. Dann ging ich zurück, um das erste Bündel zu schultern und zur Straße zu bringen.

Direkt neben der Stelle, an der ich das Holz gestapelt hatte, war eine Mine vergraben. Das Unglück wollte es, dass ich auf sie trat. Ich wusste nicht, dass es dort Landminen gibt. Es ging alles so schnell. Ich flog in die Luft und landete auf dem Rücken. Als ich auf die Mine trat, rannten alle Menschen um mich herum weg. Ich lag auf dem Boden und sah, dass mein rechtes Bein stark blutete. Da alle fort waren, musste ich ganz allein bis zu einer Kaserne in der Nähe der Straße kriechen.

Die Soldaten schickten ein paar Kinder in mein Dorf, die meiner Familie Bescheid geben sollten. Aber es kam niemand aus dem Dorf. Den Soldaten war klar, dass die Kinder zu spät gekommen waren. Da nahmen sie einem vorbeifahrenden Mann sein Fahrrad ab, verbanden es mit einem zweiten und legten mich auf eine Bahre dazwischen. So brachten sie mich zum Dorf. Auf dem Weg dorthin begegneten wir meiner Frau, die mit den Nachbarn herbeigeeilt kam. Während die Soldaten zur Kaserne zurückgingen, brachten meine Frau und mein Nachbar mich auf der Bahre zum Krankenhaus. Am Zentrum für die Minenopfer in der Nähe des Krankenhauses trafen wir einige Leute der Hilfsgruppen, die dort Ball spielten. Sie legten mich in eines ihrer Autos und fuhren mich zum Krankenhaus.

Mein Leben ist vollkommen durcheinander geraten. Mein Bein schmerzt. Die ganze Zeit frage ich mich, wie mein Leben weitergehen wird ... Ich denke an meine Kinder ... Wie wird es mir bloß möglich sein, für meine Kinder zu sorgen.

Ich bin auf die Mine getreten ... Und ich habe mein Bein verloren. Ich weiß nicht, was ich tun soll ... und was ich tun muss ... Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf ...

Es gibt Menschen, die mir helfen. Meine Frau, meine Kinder. Auch Josepha von den Hilfsgruppen. Wenn sie mit mir spricht, sind die Gedanken weniger schwer. Aber ... wenn du ein Bein verloren hast ... ich denke die ganze Zeit an nichts anderes ...

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Mine PPM-2